Seit der Rückkehr des Wolfs nach Deutschland wächst die Herausforderung, Artenschutz und Weidetierhaltung miteinander zu vereinbaren. Auch im Landkreis Helmstedt kommt es immer wieder zu Wolfsrissen in verschiedenen Herden. Herdenschutz wird damit zur Voraussetzung für den Erhalt der Akzeptanz des Wolfs in der Kulturlandschaft.
Erprobte Maßnahmen zum Herdenschutz
Einige Schutzmaßnahmen haben sich mittlerweile als durchaus nützlich erwiesen, um den Wolf abzuwehren. Bewährt haben sich zum beispielsweise durchgehende elektrifizierte Zäune mit einer Mindesthöhe von 90 bis 120 Zentimetern und genügend Spannung– besonders wichtig bei Schafen, Ziegen und Kälbern.
Herdenschutzhunde bieten zusätzliche Sicherheit. Sie leben dauerhaft bei der Herde und schrecken Angreifer ab. Ihre Haltung ist jedoch anspruchsvoll und erfordert Engagement.
Für Pferde und Rinder sind höhere Zäune (bis 140 cm), das nächtliche Einstallen oder die Gruppierung größeren Herden (mehr als 10 Tiere) wirksam. All diese Maßnahmen helfen, Risse zu verhindern und Wölfe gar nicht erst an Nutztiere als Beute zu gewöhnen.
Rechtlicher Rahmen: Wolfsentnahme im Einzelfall
Trotz Schutzmaßnahmen kam es zuletzt zu mehreren Rissen. Der Landkreis Helmstedt hat daher eine Allgemeinverfügung zur „Wolfsentnahme“ erlassen. Diese erlaubt das gezielte Töten einzelner Wölfe, wenn sie wiederholt geschützte Nutztiere angreifen. Die Grundlage bildet das Bundesnaturschutzgesetz, das Eingriffe erlaubt, wenn „erheblicher wirtschaftlicher Schaden“ droht und andere Maßnahmen nicht ausreichen. Eine Entnahme erfolgt nur nach Prüfung und unter strengen Auflagen.
Herausforderungen für Tierhalter
Herdenschutz ist oft mit hohen Kosten und erheblichem Aufwand verbunden – vor allem für kleinere Betriebe oder Hobbyhalter. Auch die praktische Umsetzung ist nicht überall einfach: schwieriges Gelände, fehlende Akzeptanz für Hunde oder technische Grenzen können Hindernisse sein. Deshalb braucht es die Zusammenarbeit von Behörden, Landwirtschaft und Naturschutz, um praktikable Lösungen zu entwickeln, Förderung bereitzustellen und Beratung zu sichern.
Förderung und Zukunftsperspektiven
Bund und Länder – etwa Niedersachsen mit dem Programm „Herdenschutz Wolf“ – fördern Schutzmaßnahmen finanziell. Beratungsangebote werden ausgebaut. Künftig sollen innovative Ansätze wie GPS-Überwachung oder automatische Warnsysteme verstärkt erforscht werden. Auch eine Anpassung des Schutzstatus des Wolfs wird auf Bundes- und EU-Ebene diskutiert, um regionalen Besonderheiten besser gerecht zu werden.
Fazit: Herdenschutz als Schlüssel zur Koexistenz
Der Wolf ist zurück – und mit ihm die Verantwortung, einen Ausgleich zwischen Artenschutz und Nutztierhaltung zu finden. Ein funktionierender Herdenschutz schützt Tiere und sichert die gesellschaftliche Akzeptanz des Wolfs. Nur durch Prävention, Förderung und Zusammenarbeit kann ein langfristiges Miteinander gelingen.
Weitere Infos und Anträge:
- www.landkreis-helmstedt.de/richtlinie-wolf
- Broschüre „Sichere Weidezäune“: www.landkreis-helmstedt.de/wolfsschutzzaun
- Kontakt: naturschutzbehoerde@landkreis-helmstedt.de