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Die Wälder in Niedersachsen sind arm dran: Der aktuelle Waldzustandsbericht zeichnet für die Region kein gutes Bild.
Die Wälder in Niedersachsen sind arm dran: Der aktuelle Waldzustandsbericht zeichnet für die Region kein gutes Bild.

Klimakrise setzt Niedersachsens Wäldern weiter zu

zuletzt aktualisiert: Freitag, 31. Oktober 2025, 11:00 Uhr

Wie gesund ist der Wald in Niedersachsen? Der Waldzustandsbericht der Nordwesdeutschen Forstlichen Untersuchungsanstalt zeigt ein durchwachsenes Bild. Der Mess-Faktor Nummer eins – wie licht die der Oberkronen sind, der sogenannte Verlichtungsgrad – hat weiter zugenommen, wie das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz berichtet.

Auch waren weit mehr Bäume stark beschädigt als der langjährige Durchschnitt. Die Untersuchungsanstalt misst immer pro Vegetationsjahr von Oktober bis Ende September des Folgejahres.

Gestorben sind von Oktober 2024 bis September 2025 weniger Bäume als in den Jahren zuvor. Damit liegt der Wert nur noch leicht über dem Mittelwert. Die Folgen des Klimawandels setzen dem Wald weiter zu. Den Prozess des Waldumbaus hin zu klimaresilienten Mischwäldern gilt es fortzusetzen.

Erhebungen seit den 1980ern

„Seit den 1980er-Jahren wird jeden Sommer der Waldzustand erhoben. So profitieren wir von wissenschaftlich fundierten Daten aus über 40 Jahren“, sagt Forstministerin Miriam Staudte (Bündnis 90/Die Grünen). Sie ist bestürzt über den Waldschadensbericht.

Auch dem Wald im Harz im Süden der Landkreise Helmstedt und Wolfenbüttel geht es nicht gut. Dabei sind die Bäume ein wichtiger Faktor bei der Temperaturregulierung.

„Die Wälder spielen beim Klimaschutz eine bedeutende Rolle, sind aber zunehmend selbst Leidtragende der Klimakrise geworden. Dürre und Stürme setzen ihnen zu. Die Bäume werden anfälliger gegenüber einer massiven Vermehrung von Insekten und Krankheiten“, betont sie.

Sie will den Waldumbau im Land weiter vorantreiben und die Gebiete stärken. 2026 stehen dafür 44 Millionen Euro bereit. Ein Teil davon kommt vom Bund. „Denn gesunde und stabile Wälder schützen nicht nur unser Klima und stellen den Rohstoff Holz bereit. Sie sind gleichzeitig Heimat für unzählige Tier- und Pflanzenarten und ein Erholungsraum für uns Menschen.“

Die wichtigsten Ergebnisse der Waldzustandserhebung:

Wie gesund Bäume sind, zeigt sich unter anderen im Verlichtungsgrad der Oberkronen. Bäume reagieren auf Umwelteinflüsse unter anderem mit Änderungen in der Verzweigungsstruktur und der Belauungsdichte.

Nachdem die Werte zwischenzeitlichen gesunken waren, stieg die mittlere Kronenverlichtung in Niedersachsen für alle Baumarten und Alter auf 23 Prozent. Dieser Wert stellt das neue Maximum der bisherigen Zeitreihe dar und liegt um 6 Pro­zentpunkte über dem langjährigen Mittel.

Der Anstieg der mittleren Kronenverlichtung spiegelt sich auch im Anteil der stark geschädigten Bäume wider. Dieser stieg von 3,4 Prozent im Jahr 2024 auf 4,2 Prozent.

Ein hoher Anteil stark geschädigter Bäume hat negative Aus­wirkungen auf die Widerstandskraft der Bestände gegenüber Stresssituationen, da sich Bäume mit hoher Kronenverlich­tung nicht mehr optimal mit Wasser und Nährstoffen versor­gen können.

Einen besseren Wert zeigt der Anteil neu abgestorbener Bäume in der sosogenanntenbsterberate. Diese ist mit 0,23 Prozent die niedrigste seit 2019. Im Vergleich: 2023 lag die Rate bei 0,4 Prozent.

Warmes und Trockenes Klima schadet dem Wald

Das vergangene Vegetationsjahr war insgesamt sehr warm, trocken und son­nenscheinreich, auch wenn der verregnete Juli einen anderen Eindruck ver­mittelte. Die Trockenperiode im Frühjahr unterbrach den Erholungs­prozess der Wälder von den Dürrejahren 2018 bis 2023.

Die Jahresmitteltemperatur überschritt erstmalig die 11 Grad -Marke und lag um 0,3 Grad über dem Rekordwert aus dem Jahr 2023. Im Vegetationsjahr 2024/25 fielen rund 600 mm Niederschlag. Dies sind 20 Prozent weniger im Vergleich zum langjährigen Mittel und mehr als 500 mm Niederschlag weniger als im vergangenen Jahr.

Damit war das Vegetationsjahr 2024/25 sogar trockener als die Jahre 2017/18 und 2018/19. Dabei fiel von Februar bis Juni nur etwas mehr als die Hälfte der sonst üblichen Niederschlags­menge und nur die Monate Januar und Juli wiesen einen deutlichen Überschuss auf.

Pilze und Käfer weiter ein Problem

Die Folgen des Klimawandels im Wald lassen sich ebenso aufgrund von Insekten und Pilze verursachten Schäden betrachten: Zwar ging 2025 die Schadholzmenge durch rindenbrütende Borkenkäfer mit 11.649 Kubikmetern im Vergleich zum Vorjahr (27.119 Kubikmeter) weiter deutlich zurück. B

ei der Kiefer jedoch trat das durch den wärmeliebenden Pilz Diplodia verursachte Triebsterben wieder als bedeutender Schadfak­tor auf. Für Eichen wurden neben überwiegend nur geringem Fraß durch die Eichenfraßgesellschaft spürbare Schäden unter Beteiligung von Eichenprachtkäfern und verschiedenen Bak­terienarten dokumentiert, die vor allem im Süden und Osten Niedersachsens auftraten.

Für die Buche wurden weitere Fälle von komplexen Buchener­krankungen registriert, und an Douglasien kam es vermehrt zu Schädigungen, die zumeist auf pilzliche Erreger zurückzufüh­ren waren.

Beitragsbild: Auch wenn Wälder vielerorts gesund grün aussehen, geht es ihnen nicht gut. Foto: Sophie Weinmann

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