Für das Projekt Zuverdienst bei der Lavie Reha gGmbH heißt es: Aufatmen. Denn es wird nun auch vom Land unterstützt. Das deckt jetzt die Kosten, die im Rahmen des Zuverdienstes anfallen.
Als der Vertrag des Landesamtes für Soziales, Jugend und Familie bei der in Königslutter ansässigen Firma eintraf, atmete dort eine ganze Reihe von Menschen auf. Der Umschlag enthielt eine sogenannte „Leistungsvereinbarung“: „Das Land übernimmt die laufenden Kosten für unser Angebot zum Zuverdienst“, erklärt Lavie-Geschäftsführerin Corinna Wollenhaupt. „Zeitlich unbegrenzt.“
Das war ein langer Weg. Die Idee für den Zuverdienst, den man auch „Tagesstrukturierende Beschäftigungsangebote“ nennt, entstand schon 2017. Lavie und Bürgermeister Alexander Hoppe hatten vereinbart, dafür niedrigschwellige Einsatzstellen zu schaffen, zum Beispiel im Stadtarchiv und der Bücherei.
„Wir haben das schon damals als wichtig erachtet“, betont Alexander Hoppe heute. Die Stadt habe einen Beitrag leisten wollen, es sollte am Elm ein Vorzeigeprojekt entstehen. „Dazu war Lavie der richtige Partner, und wir hatten ja auch noch den Landkreis im Boot.“
Die Eckdaten für diese Stellen gelten noch heute:
Über die Tätigkeiten in 5 bis 15 Stunden pro Woche sollen die Teilnehmenden, bei denen es sich durchweg um psychisch belastete Menschen handelt, in den geregelten Tagesablauf kommen. Erstmals oder als Rückkehrer in Arbeit.
„Es ist der erste Schritt bei dem Versuch, sie in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Projektleiterin Christina Goedeke. Doch sie stellt auch klar: „Es können und werden nicht alle schaffen.“ Gleich dem ersten Teilnehmer gelang zwar dieser schöne Sprung. „Aber wer das nicht kann, der bleibt eben bei uns. Auch die Mitarbeit in den Einsatzstellen ist schon ein wichtiger Zwischenschritt auf dem Weg zur gesundheitlichen Stabilisierung.“
Wie wichtig und zeitgemäß das Angebot ist, wurde schnell deutlich: Aus den zarten Anfängen der Idee entwickelten sich mehrere Ableger. Inzwischen gibt es neue Einsatzstellen im Café C’est Lavie, in der Fahrradwerkstatt, im Sozialkaufhaus und im städtischen Kindergarten.
„Beide Partner haben stets mitgearbeitet und neue Ideen entwickelt“, freut sich Corinna Wollenhaupt. Sie lobt besonders die Zusammenarbeit mit Bibliothekarin Melanie Apel und dem ehrenamtlichen Stadtarchivar, Thomas Marquardt.
Mit Herz uns Seele dabei
Vor allem sei im Team nie der Gedanke aufgekommen, das Projekt aufzugeben. „Da können wir wirklich stolz drauf sein.“ Andere Anbieter in Niedersachsen hätten die ständige Hängepartie von einer Projektfinanzierung zur nächsten nicht überlebt. „Wir hatten zum Glück die Aktion Mensch an unserer Seite, die uns sehr unterstützt hat.“
Doch auch deren Hilfe war begrenzt und läuft jetzt im November aus. „Umso wichtiger ist die Leistungsvereinbarung, die uns endlich Sicherheit in der Finanzierung gibt“, unterstreicht die Geschäftsführerin. Nicht nur zwei Teilzeit-Angestellte im Team Goedeke atmen auf, sondern auch die acht Teilnehmenden – von den Kolleginnen und Kollegen in den Einsatzstellen ganz zu schweigen.
Nun kann es auch an das Abarbeiten der Warteliste gehen. „Wir haben 20 Plätze beantragt“, sagt Christina Goedeke. Die Lavie Reha würde ihren Aktionsradius gern über Königslutter hinaus ausweiten in den Landkreis Helmstedt. Wer in seinem Betrieb eine Zuverdienst-Stelle schaffen möchte, kann sich melden per Telefon unter 05353/987 97 90.
Beitragsbild: Endlich am Ziel: Die Kooperation zwischen Lavie Reha (links Geschäftsführerin Corinna Wollenhaupt und Projektleiterin Christina Goedeke) sowie der Stadt Königslutter (Bürgermeister Alexander Hoppe) wird durch die jüngste Post von der Landesregierung geadelt – und finanziert. Foto: Regio-Press