In Niedersachsen spielt der Kinderwunsch für viele Frauen weiterhin eine zentrale Rolle. Mehr als die Hälfte der Befragten sieht Kinder als festen Bestandteil ihres Lebensplans, wie das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung berichtet.
In Sickte im Landkreis Wolfenbüttel hat das sogar Auswirkungen auf die Schulen: Die OBS Sickte bekommt ein zusätzliches Gebäude.
Eine stabile Partnerschaft bleibt dabei ein entscheidender Faktor: Zwei Drittel der Mütter sind bei der Geburt ihres ersten Kindes verheiratet, drei Viertel leben zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Jahre mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin zusammen.
Diese Zahlen stammen aus der neuen Befragungsstudie „frauen leben 4. Familienplanung im Lebenslauf“. Sie wurde am Donnerstag, den 30. Oktober im Rahmen einer Online-Fachtagung des Niedersächsischen Sozialministeriums vorgestellt wurde.
Frauen aus mehreren Bundesländern befragt
Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit (BIÖG) statt und beleuchtete die Lebenssituationen und Wünsche von Frauen im reproduktiven Alter in Niedersachsen.
Für die landesspezifische Auswertung wurden 1.889 Frauen zwischen 20 und 44 Jahren befragt. Themen waren unter anderem Kinderwunsch, Schwangerschaften, Partnerschaft und Verhütung. Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Sozialwissenschaftlichen Forschungsinstitut zu Geschlechterfragen Freiburg (SOFFI F).
„Frauen in Niedersachsen haben klare Vorstellungen, unter welchen Bedingungen sie sich eine Familiengründung oder -erweiterung vorstellen können“, sagte Dr. Christine Arbogast, Staatssekretärin im Niedersächsischen Sozialministerium, bei der Vorstellung der Ergebnisse. „Und die Mehrheit will keinen Versorger, sondern eine Partnerschaft auf Augenhöhe.“
Krisen und Wirtschaft haben Auswirkungen
Auch beim Thema Rahmenbedingungen liefert die Studie aufschlussreiche Erkenntnisse. 31 Prozent der Befragten nennen finanzielle Unsicherheiten oder aktuelle Krisen als Grund, keine Kinder zu bekommen. Ebenso viele führen partnerschaftliche Gründe an. Fast ein Viertel sieht fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf als Hinderungsgrund.
Außerdem ist partnerschaftliche Gewalt an Frauen immer noch ein großes Thema: Das Frauenhaus in Helmstedt wird immer mehr genutzt und freut sich über Spenden.
Zugleich zeigt sich ein klarer Trend zur Erwerbstätigkeit: 86 Prozent der Mütter möchten spätestens dann wieder arbeiten, wenn das jüngste Kind drei Jahre alt ist. Bei Kindern im Grundschulalter wollen fast alle Frauen berufstätig sein. Vor allem Akademikerinnen erwarten von ihren Partnern, dass diese ihre Arbeitszeit reduzieren, um mehr Verantwortung in der Familie zu übernehmen.
Lebensrealität diverser als im letzten Jahrhundert
„Die Ergebnisse von frauen leben 4 zeigen, wie unterschiedlich Frauen heute ihr Leben mit oder ohne Kinder planen“, erklärte Mechthild Paul, stellvertretende Leiterin des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit. „Die Entscheidung für Kinder hängt stärker als früher von den passenden Rahmenbedingungen ab.“ Sie betonte, dass die Erkenntnisse helfen sollen, staatliche und gesellschaftliche Angebote gezielter an die Lebensrealitäten von Frauen anzupassen.
Neben Niedersachsen wurde die Studie zeitgleich auch in Baden-Württemberg, Berlin und Sachsen durchgeführt. Der Vergleich verdeutlicht: Bildung, ökonomische Sicherheit und gesellschaftlicher Wandel prägen den Kinderwunsch und die Familienplanung in allen Regionen. Die Ergebnisse für Sachsen sollen im kommenden Jahr veröffentlicht werden.
Die Studien sind online einsehbar. Außerdem können Interessierte kostenlose Materialien beim Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit bestellen.
Beitragsbild: Frauen wollen nicht unbedingt Kinder haben. Wenn doch, ist wirtschaftliche Sicherheit, Kitas und ein aktiver Partner wichtig. Foto: Stock